Foto: Jürg Fausch / Hugenottenmedaillon im Grossen Haus Stadtarchiv in Schaffhausen
Die Hugenotten, französische Glaubensflüchtlinge in der Schweiz

Im Rahmen eines JuKi-Projektes begeben sich die Jugendlichen der Oberstufe auf einen Stadtrundgang in Schaffhausen und suchen nach den Spuren der Hugenotten.
«Hugenotten» ist die seit 1560 gebräuchliche Bezeichnung für die französischen Protestanten. Als religiöse Minderheit waren sie in ihrer (katholischen) französischen Heimat jahrzehntelangen Drangsalen und Verfolgungen ausgesetzt.
Das Toleranzedikt von Nantes von 1598 erlaubte den Hugenotten zwar Gewissensfreiheit und eine beschränkte Erlaubnis zum Feiern ihrer Gottesdienste. Das war jedoch nur von kurzer Dauer.
Mit der Machtübernahme durch den Sonnenkönig Ludwig XIV verloren die Hugenotten ihre religiösen Rechte wieder. 1685 wurde das Edikt von Nantes aufgehoben, was faktisch die Ausübung des protestantischen Glaubens in Frankreich untersagte. Wer als Protestant erkannt wurde, kam in Haft oder wurde zur Strafe auf eine Galeere verbannt. Die Flucht ins Ausland stand unter Strafe.
Dennoch verliessen 250’000 reformierte Christen trotz des Verbots ihre Heimat. Sie begaben sich als Glaubensflüchtlinge in das sogenannte Refuge (Zufluchtsorte), vor allem in die benachbarten Niederlande oder auf dem Seeweg nach England in die USA, nach Kanada und nach Südafrika.
Aus den protestantischen Hochburgen im Süden Frankreichs flüchteten viele Familien über Genf in die Schweiz. Ungefähr 40’000 Flüchtlinge zogen weiter nach Schaffhausen, Basel und rheinabwärts bis Frankfurt am Main, das zur Drehscheibe des Refuge wurde.
Schaffhausen nahm in der Zeit um 1687 fast doppelt so viele Flüchtlinge auf, wie die Stadt Einwohner hatte (9000 Flüchtlinge gegenüber 5000 Einwohnern). Damals wurde an einer Zimmerdecke im «Grossen Haus» eine Stuckatur für einen Gast erstellt. Dieses sogenannte «Hugenottenmedaillon» zeigt einen Flüchtling, der in gepflegter Kleidung durch zwei Schlangennester schreitet. Darüber die Hand Gottes mit Ölzweig und der Leitspruch: «ll faut souffrir et espérer» – Man muss leiden und hoffen.
Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung Schaffhausens war gross. Trotzdem waren die vielen Flüchtlinge auch eine Belastung. Sie wurden darum zur Weiterreise gedrängt, mit Reisegeld und Proviant versehen, manchmal sogar mit einer Begleitung zu ihrem Schutz. Über 26'000 Flüchtlinge sollen in den Jahren von 1683 bis 1692 in Schaffhausen Station gemacht haben.
Der Stadtrundgang in Schaffhausen ist eine Ergänzung zum «Hugenottenweg», der von Frankreich durch die Schweiz führt. Er kann individuell besucht werden, ein Faltblatt führt zu den verschiedenen Stationen, an denen man verschiedenen Flüchtlingsgeschichten begegnet.
Pfarrerin Barbara von Arburg