2000 Jahre Christentum - Kaiser und Papst im Clinch

Schauen wir uns die Kirchengeschichte des 11. Jahrhunderts an, so kommen wir an drei wichtigen Themen vorbei: Die Kreuzzüge ab 1096, der Investiturstreit zwischen Papst und Kaiser sowie die grosse Kirchenspaltung von Konstantinopel 1054, aus dem die orthodoxe Kirche hervorging.

Das grosse Schisma
Im 11. Jahrhundert versuchten die Normannen, sich in Süditalien festzusetzen. Dieses Gebiet stand eigentlich unter dem Einfluss des Patriarchs Kerullarios. Doch Papst Leo IX. schickte aus Rom seine Truppen, um die Normannen zu vertreiben.
Als dann eine römische Delegation nach Konstantinopel zitiert wurde, verbündete die sich mit dem damaligen Kaiser Konstantin IX und zog den Zorn des Patriarchen auf sich. Nachdem er ausfällig geworden war, belegte die Delegation 1054 vor der Abreise Kerullarios und seine Gefolgschaft mit einer Bannbulle und schloss sie aus der römischkatholischen Kirche aus (erst im Zweiten Vatikanum 1965 wurde dieser Bann wieder aufgehoben - seither gibt es eine Abendmahlsgemeinschaft zwischen Katholiken und Orthodoxen).

Gang nach Canossa 1077
Im Westen Europas wurde der Untergang der Machtfülle eines Kaiseramtes durch den «Investiturstreit» (Einkleidungsstreit) eingeläutet. Es ging darum, ob der Papst den Kaiser einkleiden (und ernennen) kann oder ob es gerade umgekehrt sei (der Kaiser ernennt den Papst). Als Papst Gregor VII von dem jungen König Heinrich IV Gehorsam in allen Dingen erwartete, bevor er ihn zum Kaiser machen wollte, stellte sich der König gegen den Papst. Der Papst exkommunizierte daraufhin den König und entband alle Angestellten vom geleisteten Eid auf den König. So musste Heinrich IV nach Canossa reisen, um Gregor um Vergebung und das Rückgängigmachen seines Kirchenausschlusses zu bitten. Die kaiserliche Macht war damit gebrochen.

Pfarrer Andreas Goerlich