De Nieuwe Kerk Amsterdam - Foto: Andrea Schwengeler
2000 Jahre Christentum - Kirche im ökumenischen Aufbruch
Das 20. Jahrhundert ist in der Kirchengeschichte geprägt von grossen Veränderungen: Aus ehemaligen Staatskirchen wurden entweder freie Kirchen, Ideologiekirchen während der Weltkriege oder nur «Vereine», die keine staatstragende Rolle mehr haben. Dafür gibt es einen kirchenübergreifenden Aufbruch, die Ökumenische Bewegung.
Die Kirchen haben sich in den Wirren des 1. und 2. Weltkrieges zunehmend mit dem eigenen Staat identifiziert und nicht mit dem christlichen Glauben gesprochen. Die nationalistischen Tendenzen der Kirchen wurden während und nach dem Ersten Weltkrieg besonders in Frankreich und England deutlich, teilweise auch in Deutschland.
Das setzte sich während des Zweiten Weltkrieges fort: Mit der «evangelischen Jugend» und den «Deutschen Christen» näherte sich ein Teil der deutschen Kirchen ideologisch dem Nationalsozialismus an. Im Widerstand dazu entstand die «Bekennende Kirche».
In anderen Ländern, wie zum Beispiel Russland, erfolgte die offizielle Trennung zwischen Kirche und Staat.

Ökumenische Bewegung
Unter «Ökumene» verstehen die Kirchen bis heute «den vom Menschen erschlossenen gemeinsamen Lebensraum der Erde». Da die Kirchen aufgrund des Flüchtlingselends und der Armut - ausgelöst durch die beiden Weltkriege - nicht mehr in Trennung weitergehen konnten, gab es 1945 einen grossen Schub in der ökumenischen Entwicklung, die in die Gründung des «Ökumenischen Rats der Kirchen» (ÖRK) mündete: Am 23. August 1948 kam es in der «Nieuwe Kerk» in Amsterdam zur Konstituierung des ÖRK, vertreten durch 351 Delegierte von 147 Kirchen. Um weder die Autorität des Papstes noch die Patriarche anzuzweifeln, blieb er bis heute ein «Rat» und entwickelte sich nicht zu einer «vereinten Kirche».
Katholisch - orthodoxe Annäherung
Nachdem sich Rom und Konstantinopel im Jahre 1054 getrennt hatten, gab es ab 1958 wieder eine Annäherung zwischen Ost und West. Mit dem 2. Vatikanum wurde 1965 die Aufhebung der Kirchenspaltung und des Kirchenbanns beschlossen. Seit 1975 wird eine mögliche Abendmahlsgemeinschaft diskutiert, wurde aber bis heute nicht vereinbart.
Der ökumenische Prozess bleibt bis heute ein spannender, aber harziger Prozess.
Pfarrer Andreas Goerlich