Martin Luther - Foto: www.pixabay.com
2000 Jahre Christentum - Das Zeitalter der Reformation
Das 16. Jahrhundert steht im Zeichen der grossen Umwälzungen der Reformation, welche fast zeitgleich in Deutschland und in der Schweiz ihren Anfang nahmen. Von hier aus wurden auch viele weitere europäischen Länder von dieser Bewegung erfasst. Konsequenz war die Abspaltung der aufmüpfigen Fraktion von der Katholischen Kirche.
Am Vorabend der Reformation gab es verschiedene Strömungen und Kräfte, welche zu Ursachen oder Voraussetzungen dieser grossen kirchlichen Umwälzung gezählt werden können. Einerseits gab es bereits in den vorangehenden Jahrhunderten Reformbemühungen, welche die Kirche erneuern oder zu ihren Wurzeln zurückführen wollten. Andererseits gab es Kritik an den Missständen unter dem Klerus und daran, dass sich die Kirche auf Kosten des Volkes bereicherte.
Die gesellschaftlich wahrnehmbare Reformation der Katholischen Kirche begann schliesslich mit der öffentlichen Anklage von Martin Luther am 31. Oktober 1517. Er forderte mit seinen 95 Thesen, die er an der Tür der Schlosskirche in Wittenberg anbrachte, über den Wert der Ablässe zu diskutieren. In einer tiefreligiösen Erfahrung erlangte er die Gewissheit, dass der Mensch allein durch seinen Glauben vor Gott gerecht sei und daher nicht einer kirchlichen Vergebung seiner Verfehlungen bedürfe. Diese Erkenntnis hatte zur Folge, dass die Kirche ihren ertragreichen Ablasshandel (das Seelenheil kann erkauft werden) aufgeben musste.

Huldrych Zwingli - Foto: www.pixabay.com
Fast zeitgleich zu diesem «Paukenschlag Luthers» trat am 1. Januar 1519 Huldrych Zwingli sein Priesteramt am Zürcher Grossmünster an. Er brachte frischen Wind in seine Predigten mit der fortlaufenden Auslegung der ersten Schrift im Neuen Testament. Und er tat dies auf Deutsch! Er begann auch damit, mit anderen zusammen die Bibel auf Deutsch zu übersetzen. Dabei nahm er die biblischen Aussagen ernst und mass daran die kirchlich gewachsenen Traditionen und Auffassungen. Daraus ergaben sich mehrere Kritikpunkte, wie Zölibat, Fastengebot oder Bilderverehrung in den Kirchen und natürlich der Ablasshandel.
Zwingli lebte mit seinen neuen Erkenntnissen und kämpfte dabei auch gegen den Söldnerdienst, machte sich stark für die Armen und Kranken in der Stadt und forderte, dass Priester heiraten dürften.
Dass die Reformation in Zürich weitgehend unblutig über die Bühne ging, ist wohl Katharina von Zimmern, der Äbtissin des Klosters Fraumünster, zu verdanken. Sie übergab ihr Kloster freiwillig der Stadt, während es in den ländlichen Gebieten, wo Klöster nichts von einer Aufhebung wissen wollten, zum Teil zu wüsten Tumulten durch die Landbevölkerung kam.
Neben der endgültigen Absonderung von der Katholischen Kirche trennte sich die reformatorische Kirche auch von ihrem «linken Flügel», den radikaleren Gruppierungen wie den Täufern. So prägte diese grosse revolutionäre Bewegung die Welt noch bis ins nächste Jahrhundert und hinterliess auch zahlreiche Opfer.
Pfarrerin Barbara von Arburg