Dampfmaschinen - Zeichnung: www.pixabay.com
2000 Jahre Christentum - Die Kirche verspielte im 19. Jahrhundert ihren Kredit

Im 19. Jahrhundert überrollte die Industrialisierung Europa. Städteflucht, Armut und eine massive Umweltverschmutzung waren die Folge. Lange Zeit reagierte die Kirche darauf nicht.
Mit der Erfindung einiger Maschinen (allen voran die Dampfmaschine) fand eine richtiggehende industrielle Revolution statt. Durch die maschinelle Produktion startete allerdings ein riesiger Wettbewerb, der finanziell in den Kapitalismus mündete. Die Menschen mussten sich an den Stadträndern ansiedeln, um in der Fabrik arbeiten zu können. Viele von ihnen verarmten oder wurden schwer krank durch Chemikalien im Wasser oder Gifte in der Luft.
Die Kirchen reagierten nicht darauf und wurden dadurch zusehends unglaubwürdiger. Die Arbeiterschaft orientierte sich nämlich eher an Karl Marx und Friedrich Engels, welche den Protest der Arbeiter aufnahmen und 1848 ins «Kommunistische Manifest» münden liessen. Die Arbeiter demonstrierten gegen die soziale Ungerechtigkeit und wandten sich reihenweise von der Kirche ab.
Heilsarmee und CVJM
Nur Einzelpersonen wie Pfr. Johann Hinrich Wichern, Friedrich Bodelschwingh oder der spätere Bischof von Ketteler nahmen die sozialen Probleme ernst.
Der Christliche Verein Junger Männer (CVJM) wurde 1844 in London gegründet vom Theologen George Williams, um orientierungslosen jungen Männern in der Grossstadt eine Aufgabe und eventuell auch Arbeit zu vermitteln.
Ebenfalls in England bildete sich die Heilsarmee, die ab 1865 obdachlose Menschen unterstützte, kostenlos eine warme Küche für Verarmte anbot und sich um Gefangene und ihre Angehörige kümmerte. Damit wollte sie den Menschen zeigen, dass ihre Würde dadurch nicht verlorengegangen war.
Der katholischen Kirche gelang es erst unter Papst Leo XIII., 1891 mit der Enzyklika «rerum novarum» die Frage der Gerechtigkeit mit der Frage nach der Freiheit zu verbinden. Damit wurde die Türe geöffnet, um über Ferien, angemessenen Lohn und Schutz vor Kinderarbeit öffentlich diskutieren zu dürfen.
Pfarrer Andreas Goerlich